Weil derzeit nicht alle Kinder den Kindergarten Kreuzkirche der DIE KITA in Kulmbach besuchen, arbeiten drei der Mitarbeitenden in den Wohngemeinschaften für Menschen mit Behinderung der Diakonie Kulmbach mit. Die beiden pädagogischen Bereiche ähneln sich, die Aufgaben bleiben aber trotzdem getrennt. Wie wertvoll dieses Engagement in Zeiten des 2. Lockdowns ist.
Sie spielen, kochen Essen und begleiten: Doch nur auf dem Papier scheinen die Tätigkeiten der drei Mitarbeitenden der DIE KITA in den Wohngruppen für Menschen mit Behinderung der Diakonie Kulmbach gleich. Vor wenigen Wochen haben sie noch Kinder zwischen 0 und sechs Jahren beaufsichtigt und gefördert, nun unterstützen sie erwachsene Menschen mit Behinderung und erleben eine völlig neue Art der Begeisterung. „Wenn man ins Zimmer kommt, ist die Stimmung immer ausgelassen und herzlich. Immer Halligalli, bis zum Abendessen wird es nie langweilig“, erzählt der Erzieher Florian Förster aus dem Kindergarten Kreuzkirche der DIE KITA. Gemeinsam mit seinen beiden Kolleginnen Corinna Merkert und Heike Schneider hat er sich recht kurzfristig für die Unterstützung einer anderen Einrichtung entschieden. „Es sind bei uns nur wenig Kinder in der Notbetreuung, da haben wir gefragt, ob unsere Hilfe nicht anders wo gebraucht wird. Das ging dann auch recht schnell – Freitag kam die Information, Montag war Arbeitsbeginn“, erinnert er sich. Ein Teil der Fachkräfte aus dem DIE KITA-Bereich nehmen auf Grund des 2. Lockdowns und den formalen Einrichtungsschließungen bei gleichzeitiger hoher Auslastung der Notbetreuung.
Urlaubstage in Anspruch oder häufen Minusstunden an. An gemeinsame Gespräche zwischen den beiden Fachbereichsleitern Elke Wuthe für die DIE KITA und Christopher Kairies für Angebote für Menschen mit Behinderung und den zukünftigen Kräften schloss sich schnell die Vorstellung in den betreffenden Wohngruppen an. „Dann war schon der erste Tag da. Am Anfang ist das ein gegenseitiges Abtasten“, weiß Christopher Kairies, stellvertretender Fachbereichsleiter der „Angebote für Menschen mit Behinderung“. „Aber das sind Fachkräfte und Profis, die stürzen sich gleich ins Getümmel ohne Berührungsängste!“
Schon im 1. Lockdown bewährt
Ganz neu war die Idee eines solchen Einsatzes im Diakonie Verbund Kulmbach nicht. Die Erzieherin Corinna Merkert hilft beispielsweise gerade im Haus A der Wohngemeinschaft Melkendorf. Bereits im
1. Lockdown hat sie mehrere Wochen in der Wäscherei der Jugendwerkstatt der Geschwister-Gummi-Stiftung gearbeitet. Vor ihrem ersten Tag in der Wohngruppe für Menschen mit Behinderung sei sie aufgeregt gewesen: „Aber das hat sich schnell gelegt. Die Bewohner haben mich schnell aufgenommen und sich über jemand Neues gefreut.“ Die Wohngruppen für Menschen mit Behinderung konnten im vergangenen Frühjahr schon einmal auf Unterstützung durch Fachkräfte der DIE KITA zurückgreifen. So kann man getrost von einem „gelebten“ Diakonie Verbund sprechen: „Wenn man sich gegenseitig hilft, fühlt man sich vertraut mit den Kollegen, auch der anderen Firmen. Vielleicht brauchen ja auch wir eines Tages mal Hilfe“, so Elke Wuthe, Leiterin der DIE KITA.
Momentan helfen die zusätzlichen Fachkräfte in den Wohngruppen für Menschen mit Behinderung bei hauswirtschaftlichen Tätigkeiten wie dem gemeinsamen Wäschewaschen, der Essenszubereitung, der Sauberhaltung der Zimmer, sie spielen und basteln aber auch zusammen oder unternehmen Spaziergänge.
Pädagogischer Schwerpunkt mit Grundpflegetätigkeit
Vanessa Biedermann, Heilerziehungspflegerin im Haus A Melkendorf, zeigt sich dankbar und begeistert von diesem Engagement: „Das ist sehr wertvoll! Wir Mitarbeiter haben zur Zeit längere Dienste. Die meisten unserer Bewohnerinnen und Bewohner können seit vielen Monaten nicht arbeiten und werden in den Wohngemeinschaften betreut. „Die „Neuen“ sorgen für Entlastung der Kollegen vor Ort und können sich gezielt Zeit für die Beschäftigung unserer Bewohner nehmen – und das machen sie super!“.
Die Trennung der unterschiedlichen Aufgaben im Alltag hat Hintergründe: Zwar sind in den Wohngruppen für Menschen mit Behinderung auch Erzieherinnen und Erzieher beschäftigt, die klassische Ausbildung für dieses Arbeitsfeld ist jedoch die Heilerziehungspflege. Beide Qualifikationen ähneln sich, haben sie doch beide pädagogische Schwerpunkte. Diese betreffen jedoch stark die Privat- und Intimsphäre der Bewohnerinnen und Bewohner, weshalb ein gewisses Vertrauensverhältnis – aufgebaut durch eine lange Betreuung – unabdingbar sei.
Sehr gut aufgenommen
Erfahrung in der Betreuung von Menschen mit Behinderung hatten alle „Neuen“ in unterschiedlichem Maße: Im Rahmen der Ausbildung absolvieren viele angehenden Erzieherinnen und Erzieher auch ein Praktikum in diesem Arbeitsfeld oder sind zumindest an gemeinsamen Projekten beteiligt. Eine Ausnahme bildet Heike Schröder, die vor ihrer Tätigkeit in der DIE KITA über zehn Jahre mit Menschen mit Behinderung gearbeitet hat. Sie hat sich über die neue Herausforderung gefreut und sich sehr gut angenommen gefühlt: „Obwohl mich die Bewohner nicht gut kennen, haben sie mich nach kurzer Zeit angestrahlt.“ Sie ist derzeit in der Wohngemeinschaft Melkendorf im Haus B im Einsatz, mit unveränderter Wochenarbeitszeit.
Dieser praktische Einblick in andere Bereiche der sozialen Arbeit ist aber wiederum auch gewinnbringend für die Erzieherinnen und Erzieher selbst. „Sie schauen über den Tellerrand hinaus und erfahren, was Menschen mit Behinderung im Erwachsenenalter brauchen und leisten.“, so Elke Wuthe, Leiterin der DIE KITA. Auch in den Kindertagesstätten betreuen die Fachkräfte Kinder mit verschiedenen Beeinträchtigungen. „Wenn man sieht, wie sie später ihr Leben gestalten könnten, können wir sie schon jetzt dahingehend fördern und sehen, wohin gute Unterstützung führt.“
Bei aller Begeisterung und ihrem Wert ist der Einsatz der drei Fachkräfte der DIE KITA befristet. Wenn es nach Christopher Kairies geht, „so lange wie möglich“. Tatsächlich werde die Hilfe aber von der Auslastung der Notbetreuung und der damit notwendigen Rückkehr der DIE KITA-Fachkräfte abhängig sein. „Aber es ist gut, Erfahrungen zu sammeln. Und wenn man dabei dem Personal hier mit Vielem helfen kann, die den Alltag erleichtern, dann ist das doch das Beste“, fasst Florian Förster treffend zusammen.
Partner im Diakonie Verbund Kulmbach sind unter anderem:
Diakonie Kulmbach, Geschwister-Gummi-Stiftung, DIE KITA und DIAKO Oberfranken (Menüfaktur).